>21. radeln-weltweit< Tour: Saana - Amram - Judaydah - Mocco Manacha
dem Zauber von Alt-Arabien ganz nah...
...Jemen - von den Römern "Arabia felix" genannt,
das glückliche Arabien,
gilt als die wahre Heimat
der Araber...
...Im Altertum im Handel führend, war es ein Land des Reichtums und des Luxus. Die damals be-gehrten Kostbarkeiten: Gewürze, Weihrauch, Myrrhen, Gold, Edelsteine, Elfenbein und Porzellan kamen von Indien und Afrika, gelangten über die sagen-umwobenen Karawanenstrassen des Yemens an das Mittelmeer bis nach Rom.....
...heute ist der Yemen in zwei Territorien geteilt. Der republikanische Nordjemen hat sich in seiner politischen Ausrichtung dem Westen zugewandt - den USA und Saudi-Arabien, der Südjemen orientierte sich nach der Revoutioni mehr nach China, Iran und Russland.
Nach Beendigung des jahrelangen Bürgerkriegs öffnete der Yemen 1985 erstmals seine Grenzen für ausländische Besucher...
Durch die jahrhunderlange Abgeschlossenheit hat sich der Yemen seinen mittelalte-richen Charakter mit rein islamischer Kultur und Tradtion besser bewahrt als andere
islamische Länder. Die Hauptstadt Saana im Nord-Yemen, wie auch die Höchhäuser von Shibam im Süden sind seit langem ein UNESCO - Weltkultur-Erbe...
...derzeit ist der Yemen erneut Schauplatz eines grausamen Bürgerkrieges.
Weltweites Entsetzen löste Ende 2016 ein Luftangriff der Saudisch-amerikanischen Militärkoalition in Saana aus, bei der 140 Gäste einer Trauerfeier getötet und 525 Menschen verletzt wurden...
...auf der Landstrasse nach Haadsch radelte
ich an weit auseinan-der weidenden Schafherden vorbei...
...die begleitenden Hirten suchten dabei auch nach brauchbaren Brenn-holz....
...im Osten zog ein
schweres Gewitter auf..
...im Eingang einer Lehm-Wohnburg stellte ich mich unter. Voller Stolz führte mich der Hausvater danach zu seiner gerade blühenden Getreide-Terrasse....
...die yemenitischen Lehm-Wohnburgen ähneln stark den Kashbas in Marokko ...
...zwei Brüder,
die geduldig auf die Pferde der Familie aufpassen....
....als Schlafplatz in dieser stürmischen
Nacht diente mir eine etwas heruntergekom- mene Tankstelle ....
...die Gestrandeten wie
mir, Schutz vor Regen und Wind bot.
Der Sohn des Besitzers, der kleine Ali, versorgte mich rührend mit etwas Fladen-Brot und Tee.
Spät in der Nacht kamen weitere Reisende hinzu, alles verlief normal. Gefühlt war ich bereits einer der Ihren, das machte auf dieser Tour für mich vieles
leichter...
...ein zartes Morgenlicht breitete sich langsam über dem zerklüfteten Bergland aus....
...zum erstenmal spürte
ich die Einzigartigkeit
der Arabischen Halb-
insel...
...die Bauern hatten eine Feld-Harke umhängen und einen silbernen Krum-Dolch im Gürtel stecken....
...zu ihren Terrassen-
Feldern wanderten sie meist alleine..
...in den grösseren
Orten standen die neuesten Toyota-Pickup´s herum...
...die Schulden für
für diese Autos, rui-nierten dieses Land
in ganz kurzer Zeit...
...die Yemen haben die
Menschen eine hell- bis dunkel farbige.
Hautfarbe...
...viele wanderten in den letzten Jahrzehnten von der gegenüberliegenden Seite des Roten Meeres,
aus Somalia, Äthiopien und dem Sudan ein....
...millimetergenau formte dieser Steinhauer,
die für den Hausbau notwendigen Steine...
...die frühere Kunst des Hausbaus war aber nicht mehr vorhanden, die fast fertiggestellte Haus-Wand wirkte etwas ungleich....
...die in den 60-iger Jahren von dem kommunistischen Bruderstaat China erbaute Pass- Strasse war ein High-
light...
...heimische Arbeiter
versuchten sie in Stand
zu halten...
...die 40 km lange, spektakulär in den Felsen gesprengte Pass-Strasse, ein Geschenk des
kommunistischen Bruderstaates China....
...auch die ehemalige DDR war im Yemen an vielen Stellen tätig...
...auf der blaulackier-ten Friedens-Brücke, lief mir eine Schar junger Yemeniten entgegen....
...weil ich eine strate- gisch wichtige Brücke photographiert und
eine Stammes-Grenze überschritten hatte, welche von Ausländern nur mit einem Permit passiert werden durfte.
Ein solches Permit hatte ich aber nicht. Aufgeregt und ein wenig theatralisch sperrte man mich in einen kleinen Raum, offenbar überlegte man, ob ich für eine Lösegeld-Aktion taugen könnte.
Nach einer Stunde wurde ich dem Anführer vorgeführt, den sie respektvoll Ibrahim nannten. Ohne mich anzuschauen fragte der kurz: "Where do you go tonight?..."
"to Haddscha", war meine Antwort.
Bis Haddscha waren es aber noch 30 km, immer bergauf, mehr als 1000 Höhenmeter,
das imponierte diesem Ibrahim.
Freundlich bot er mir eine Tasse Tee an, kritzelte irgend etwas auf ein Blatt Papier,
das er mir dann, mit einem listigen Augenzwinkern zu mir herüber schob.
Es war ein arabisch geschriebenes Permit (Besuchs-Erlaubnis) für das Stammes-Gebiet jenseits der Brücke. Damit war ich vorerst
gerettet.
...als ich den Grenz-bereich endlich ver-lassen durfte, war es bereits später Nach- mittag....
...mit dem Mut eines Ahnungslosen radelte ich einfach los. Bis Ein-bruch der Dunkelheit folgte mir mit weitem Abstand ein Jeep der Grenzstation.
Als die Nacht herein-brach, wurde es still um mich herum. Hinter jeder Berg-Kuppe vermutete ich das Ziel. Diese Annahme, die sich wegen der lang geschichteten Berg- Formation mehrmals wiederholte, hatte auch etwas Gutes, denn die gesamte Strecken-Einsicht, hätte mich psychisch und physisch demoralisiert....
...die vereinzelten Häuser, entlang der stockdunklen Pass-Strasse wurden von mittelgrossen, freilaufenden Hunden bewacht, die ich laut schreiend und mit dem
wilden Fuchteln meiner Luftpumpe in Schach zu halten versuchte. Manche kamen mir aber trotzdem gefährlich nahe, aber ich hatte keine Wahl, jeden dieser Kämpfe mußte ich
gewinnen....
...nach drei Stunden, sah ich hoch über mir, endlich die Lichter von Haddscha leuchten. Am Ortseingang traf ich einen der Buben wieder, die mich unten im Wadi Dar, an der chinesischen Friedens-Brücke festgenommen hatte. Zur Wiedergutmachung führte er mich zum einzigen Hotel, das wegen der späten Stunde eigentlich schon geschlossen hatte, aber für mich nochmals das schwere Eingangs-Tor öffnete.
Zu Essen gab es nichts mehr, irgendetwas aus meiner eisernen Reserve mußte reichen.
...total erschöpft versank ich in einen tiefen, traumlosen Schlaf.....
...die Mehrzahl der Yemeniten leben im
Innern des Berglan-des, in einer Höhe zwischen 1.400 und 2.400 m....
...in den wasserreichen Wadis betreiben sie eine einfache aber ausgeklü-gelte Landwirtschaft....
...eine dralle Hamster- Backe zierte das Gesicht von Achmed.
Er schien den Sorgen des Alltags entrückt...
...der Genuss der zarten
Qat-Blätter gehört zum festen Tages-Ritual...
...dieser Junge wies mir voller Stolz den Weg....
....er hatte sein Hochtal
noch nie verlassen,
auch das nahe Rote Meer noch nie gesehen...
...ein alter Bauer (Patriarch) mit seinen zwei Söhnen und
Schwiegertochter
bei der Feldarbeit....
...der älteste Sohn führte
den einfachen Holz-Pflug, seine Frau legte hinter ihm gehend das Saatgut in die frische Acker-Furche...
...die weissen Barthaare des Familien-Oberhaupts glitzerten silbern in der
Sonne...
...sein erdfarbenes Gewand und sein mar-kantes Gesicht stellten eine Einheit dar, die es so - nach ihm - nie
mehr geben wird....
...fromme Männer
schrieben zur Weiter-gabe von Wissen umfangreiche Bücher mit der Hand ab....
...kein arabisches Volk hat die Kunst der Kalli-graphie so sehr ver-feinert wie die Yemeniten....
...in den abgeschiedenen Bergdörfern schien die Zeit noch nach früheren Gesetzen
zu verlaufen....
...jedes Dorf hatte ein eigene Koranschule. Der Unterricht fand unter freiem Himmel statt.
Scheinbar ein Leben wie im Paradies....
...in diesem Tal (Wadi) fühlte ich mich von einem seltsamen Zauber umgeben...
...die Geschwindigkeit
des Radelns empfand ich viel zu schnell, des-halb stieg ich ab, um in diese Landschaft
besser hineinhören zu können...
...von den umliegenden
Hügeln liefen plötzlich Kinder auf mich zu....
...zögernd kamen sie näher, sie schauten mich an, als wäre ich aus einer anderen Welt...
...in der kleinen Rast-
stätte von Ali trank ich
einen erfrischenden
Tee...
...unwirklich die Ruhe
in diesem Tal. Die Menschen waren ein
Teil der Natur....
...eine 5 km lange Berg- Strasse führte aus diesem Tal wieder zur grossen Strasse...
...fantastisch der Pano- rama-Blick von der Pass- Höhe aus - ein Meer grün-blühender Felder soweit das Auge reichte...
...am Ende des Tages
quartierte ich mich auf dem flachen Dach eines Hauses ein...
...dieser Platz bot einen ausreichenden Schutz
vor Überraschungen, da
ich die Zugangs-Leiter hochziehen konnte....
...in die kühleren Nachtstunden quälten sich unzählige Fern-Laster über die Pässe...
...die Fahrer waren ein Wirtschaftsfaktor, die genau wussten wo es Alkohol und Anderes gab...
...die Tihama-Wüste entlang des Roten Meeres, markierte den Beginn der Arabischen Wüste...
...hier befand sich in der Antike, das Reich der legendären Königin
von Saba....
...Mittagspause in der Taverne des wilden Ali.
Er machte mir ein extra-
grosses Omlette...
...stolz posierte er im Kreis der Dorf-Kinder für dieses Photo...
...die Route Hudaidah -
Sanaa zählt zu den
schönsten Berg-strassen in Yemen.
Sie wurde ab 1960 von China gebaut und finanziert...
...wegen des sinnlosen Bürgerkriegs zogen sich die Arbeiten mehr als 10 Jahre hin...
...das 2.750 m hochge-legenen Manacha, unterhalb von Sup al-Chamis, forderte meine meinen letzten Kräfte....
...Aufnahme fand ich in einer traditionellen Fundak (Herberge) das mit bunten Glasfenstern ausgestattet war....
...verborgen unter ihren schwarzen Scharschaff´s
huschten vier Frauen die Strasse hinauf...
...ein öffentlich sicht-bares Leben ist yeme-nitischen Frauen verboten, nur im Kreise Ihrer Familie zeigen sie sich unverhüllt...
...mein Zimmer lag im
4. Stock, direkt über der Küche und den Räumen der Frauen (Harem).....
...das grosse Wohnzimmer-Zimmer im 1. Stock war den Männern vorbehalten. Entlang der Wände lagen feste und weiche Kissen. ...Abbdullah - mein Gastgeber - geleitete mich mit einer eleganten Handbewegung und den Worten: "My home is your home" in den Mafradsch (Diwan) der Männer...
...die Araber halten ihren Reichtum und Luxus gerne vor Öffentlichkeit verborgen.
In dem langen, hohen Raum waren die Wände wie in einer Kunstgalerie dekoriert.
Auf dem Mauer-Gesims befand sich eine Sammlung bunter Porzellanteller, dazwischen einige religiöse Bilder. Die Hauptattraktion, In der Mitte des Raums, war eine
übergrosse, feingeschnitzte Holzbank, daneben standen feinsäuberlich aufgereiht, mehrere Wasser-pfeifen, die alle waren auf Hochglanz poliert waren.
Erst als die Freunde des Hausherrn eintrafen, durfte ich mich in mein Zimmer mit den bunten Glasfenstern zurückziehen.
Am nächsten Morgen, als der Muezzin, den hellen von dem dunklen Faden unterschei- den konnte, ertönte vom gegenüberliegenden Minarett, laut und durchdringend der Gebetsaufruf "Allahu akbar..." (Gott ist grösser)
...mir passte dieser Weckruf ganz gut, da ich einen anstrengenden Fußmarsch, hinauf nach Sup al Chamis geplant hatte.
...Adelina, die stolze
Frau des Hauses,
servierte mir ein reich-
haltiges Frühstück
mit einer extragrossen
Tasse Kaffee...
...im Haus war ihr schönes Gesicht unver-hüllt, sie genoss es von mir bewundert zu werden....
...eng ineinander ver- schachtelt lehnten die braunen Lehm-Häuser an den grünen Hügeln...
...darunter Terrassen-felder auf denen Hirse, Mais, Weizen, Klee, Kaffee und Qat angebaut wurden....
...der Koran, ist eine durch und durch
arabische Schöpfung...
...wird er in eine andere
Sprache übersetzt verliert
er seine glühende Kraft...
...die verführerischen Bilder der westlichen Werbung sind für den Koran zu einer bedroh-lichen Konkurrenz geworden,
wie dieser Kampf der Bilder und Illusionen ausgehen wird ist noch unentschieden....
...ein leidenschaftlicher
Unabhängigkeitswille veranlasste die Yemeniten in den höchstgelegenen Berg-Regionen zu siedeln. Sie scheuten keine Mühen, nahmen dafür unvorstellbare Entbehrungen
auf sich....
...weltverachtend, frei wie die
Adler, fern von den Launen eines weltlichen Imams wollten sie leben - nun beginnt die sog. moderne Welt sie
einzuholen.....
...nirgendwo zeigt sich
der Zauber des arabi-schen Lebens unver-fälschter, als auf den Höhen des yemeni-tischen Berglandes....
...die jetzt noch tradi-tionell lebenden Alten versuchen sie zu bewahren....
...freundliche Burschen
begleiteten mich immer
wieder ein paar Kilometer lang...
...in ihren Augen war ich
einer von ihnen, nur ein
bisschen älter...
...vor Mustafa´s Hütte
hatte ich die 4. und letzte Reifenpanne dieser Tour....
...bei den vielen Gefechten mit den Hunden hatte meine Luftpumpe gelitten,
sie schaffte nur noch den halben Reifendruck...
...selten war der Blick
einer yemenitischen Frau so deutlich und so direkt.
Mutiges und Neues ging davon aus....
...vielleicht werden die Frauen eines Tages in
Yemen (direkt oder indirekt) die Macht übernehmen,
da die naiven Kriegs-spielereien der Männer,
in den vergangenen
50 Jahren, nur Leid und Armut über dieses wunder- bare Land gebracht haben....
...abseits des Marktes zählten die Frauen
stolz ihre Einnahmen..
...mit riesigen Geld- Bündeln von gehen die Yemeniten ungewöhnlich offen um....
...die yemenitischen Männer wirkten gegen-
über den Frauen oft traurig und kraftlos....
...eine Folge des über- mässigen Qat-Genusses, der in Yemen volkswirtschaftlich einen unfassbar grossen Scha-den angerichtet hat...
...die Radtour in Yemen
war eine Reise in die Vergangenheit, extrem
bedrängt von dem Druck
der Gleichmacherei, die weltweit keine Vielfalt mehr zuläßt....
...Arabien, das Jahrhunderte
hindurch die Alte Welt mit
Ihrem geistigen Licht durch-
drang, wurde zum Spielball geopolitischer Kräfte,
die in Kunst, Tradition und Kultur keine "materiellen Werte" sehen....
Die Landschaften des Yemen, seit 1.300 Jahren von Menschen geformt und bewirt-schaftet, Zeugnisse eines grossen kulturellen Reichtums und einer tief verwurzelten
Gläubigkeit, können sich dem globalen Wettbewerb nicht entziehen...
...in einem Strassen-Kaffee mitten in Sanaa, erklärte mir Abdullah gerade die nähere Umgebung von Sanaa, als der Muezzin vom nahen Minarett, zum Nachmittags-Gebet rief. Abdullah sah mein verduztes Gesicht und sagte:
"...fünfmal nimmst Du am Tag Nahrung zu Dir, fünfmal solltest Du auch Deinen Geist und Dein Herz durch ein rituelles Gebet (salat) versorgen...."
dann stand er auf, verabschiedete sich wie ein alter Freund und ging zum Gebet,
in die nahe Moschee hinüber.
...in der Tihama-Wüste wurde ich nachts, auf dem Dach eines Hauses, von einem Generatoren-Geräusch geweckt, das mich zu einem Schilf-Zaun führte, hinter dem eine Familie, unter freien Himmel, vor einem alten Fernseher sass.
"...in diesm Moment begriff ich, dass man ALLES im Leben lernen muss
z.B. zähne-putzen, rechnen, schreiben, sprechen uvm....
aber eines muß man nicht erlernen, nämlich das HABEN zu wollen,
was man gerade im Fernsehen als Bild gesehen hat...
Für westliche, an Werbung gewöhnte Verbraucher, mag das normal sein,
für die Menschen in traditionell wirtschaftenden Regionen wie dem Yemen und weiten Teilen der sog. Dritten Welt, sorgt das aber zunehmend für
Probleme....
>Arabia felix<
...irgendwann wird das yemenitische Volk,
sich aus den vorübergehenden Konsum-Zwängen befreien
und zu seiner Tradition zurückkehren...