5. >radeln-weltweit< Tour: Dänemark - Schweden - Finnland - Norwegen
...eingezwängt zwischen Rad und Reise-Gepäck, mußte ich mehr als 12 Stunden auf der Rückbank eines grünen VW- Käfer ´s
ausharren, den Uli´s Mutter von München nach Bremen steuerte.
...nach Besichtigung der bekannten Böttcher-strasse, startete ich am späten Vormittag von Bremen ostwärts in Richtung Hamburg.
Im Rücken spürte ich den stetigen Westwind, der mein Tempo schnell machte, mir ein ausgezeichnetes Formgefühl vermittelte.
Im weiten Land vor Walsrode sah ich zum erstenmal in meinem Leben riesige Pferde-Herden hinter weiss gestrichenen Koppel-Zäunen. Die dazugehörigen Bauernhäuser waren zum Teil noch traditionell mit Reet gedeckt. Ein stimmungsvoller Auftakt für die
vor mir liegende Rad-Tour durch Skandinavien....
...Concordia Domi Pax -
die traditionsreiche Hanse- Beschwörung von innerer Eintracht und äusserem Frieden....
...eine politische Formel
die mich tief beeindruckte.
Ein Denkmal städtischer
Unabhängigkeit und bürger-
licher Freiheit...
...das Holstentor in Lübeck
ein Bollwerk hanseatischer
Macht...
...nach dem Brandenburger Tor in Berlin ist das Holsten-
Tor wohl das bekannteste
Stadttor Deutschlands.
Viele Jahre Hauptmotiv der
10 Pfennig Briefmarke...
...Überfahrt von
Grossenbrode nach Gedser
in Dänemark....
...für nur DM 5,00 konnte man
an Bord, an einem riesigen Buffet, soviel essen wie man
wollte und konnte. Später wurden daraus die legendären Butterfahrten...
...in Kopenhagen regnete
es in Strömen, so versuchte
ich mich an ein paar originellen Photo-Studien...
...auf der Weiterfahrt nach Helsingör knallte die Sonne dann wieder unerträglich heiss auf die Strasse...
...die Photos die damals
in der Regen-Pause in
einem Hinterhof von Kopen- hagen entstanden,
mag ich noch heute...
...seit dieser Zeit versuche
mit meinen Reise-Bildern,
immer auch eine Geschchte
zu erzählen...
...700 km war ich nun schon geradelt...
...oben, am Stadtberg von Helsingör, legte ich mich
etwas müde ins grüne Gras, lies noch einmal den warmen Wind der Ostsee um meine Nase wehen...
...in der ehrwürdigen Jugend-Herberge von Örkel- junga, früher die Sommer-schule der schwedischen Prinzessinnen, traf ich Herbert Stallmann, Hans und seine Schwester Marlies...
...53 Jahre später, am 7. Nov. 2015 bekam ich unerwartet Post von Herbert, der ganz ausser sich war, weil er meine Web-Seite >radeln-weltweit< im Internet entdeckt hatte. Ausführlich berichtete er mir von der 2.500 km langen Nordland-Radltour, die er zusammen mit Hans und Marlies erlebte. Aus seiner Sicht ein Lebens-Höhepunkt.
Einmalig und wunderschön...
...der Aufenthalt in Örkel- junge war für mich etwas
schmerzhaft...
...eine fette Mandelentzündung
hatte mich lahmgelegt.
Obwohl ich kaum sprechen
konnte versuchte ein Zeitungs-Reporter mit mir ein Interview zu machen, erst danach brachte er mich zu einem Arzt, der den Kopf schüttelte und meinte, mit dem Radln geht da 1 Woche nichts.
...geschwächt sass ich aber zwei Tage später schon wieder auf dem Rad...
...den Zeitungs-Artikel schickte ich voller Stolz, statt einer Postkarte,
heim in den Chiemgau...
...vor mir lagen die Stadtionen:
Skillingerryd, Värnamo,
Jönköping und Norrköping...
...lass Dich umarmen Du
schönes Schweden,
so könnte man das folgende
Bild verstehen...
...aber die Kränze und Blumen
der vielen Mittsommer-Feiern waren längst weggeräumt.
Die Tage im August empfanden die Nordländer bereits als tristen Herbst....
...in Norrköping nahm mich der Toni aus Graz zum sog. Heiratsmarkt mit....
...strohblonde Mädchen im Alter von 14-18 Jahren stan- den dort kichernd in den Hauseingängen, warteten sehnsüchtig darauf, von den jungen Fremden aus den fernen, südlichen Ländern angesprochen zu werden....
Die dunkelhaarigen Italiener
wurden von Ihnen bevorzugt, aber plötzlich rief der Toni zu mir herüber:
"Schau do hint´n stehn no zwoa..." Die Grössere, mit langen strohgelben Zöpfen hatte es dem Toni sofort angetan, die Kleinere, die etwas Unscheinbarere, war aber auch ganz nett. Toni startete die Unterhaltung selbstbewußt in schwedisch-deutsch.
"Jag kommer frön Österike, das ist Claus und ich bin der Toni"...darauf antwortete
das grosse Mädchen in englisch: "I am Stella and this is my Cousin Freija.."
Kurze Zeit später lagerten wir alle zusammen auf einem weichen, langflorigen Teppich,
in der Wohnung des Onkels, der sich gerade beim Fischen im Samtland aufhielt....
...zur besseren Unterhaltung holte Stella einen schweren Bildband von der Olympiade 1952 in Helsinki aus dem Bücher-Regal, bei der ihr Onkel Stig Sjöllin im Mittelgewicht Bronze und Ingo Johannson im Box-Schwergewicht Silber gewann....
...als wir in die Jugendherberge zurückkamen, war es schon taghell.
Toni legte sich todmüde ins Bett, ich dagegen hatte einen ganz anderen Plan...
...um 5 Uhr früh packte
ich meine Sachen und radelte los....
...Stockholm war 200 km entfernt. Zu meiner Ver-pflegung schöpfte ich den Rahm der Milchkannen ab,
die entlang der Landstrasse, auf kleinen Holz-Podest standen...
...schon von Weitem sah ich
die elegante Chapmann,
die längst der Pier von West- Skeppholmen angedockt
war....
...seit 1949 ist auf diesem historischen Zweimast-Segler die Jugend-Herberge von
Stockholm untergebrsacht....
...angenehm empfand ich
die Parade der Jugend-Musik-Kapelle...
...die Strapazen der 200 km langen Tages-Etappe, mit z.T. Regen und heftigen Seiten- wind waren schnell vegessen, zumal auf der Chapmann (JH)
Post aus der Heimat auf mit wartete...
...die Land-Strasse nach Uppsala war übersäht mit grossen Steinen...
...die Kurven und Brücken sehr rustikal angelegt und die Buben in den kleinen Dörfern, trugen die gleichen Hosen, wie wir
in den 50-igern....
...die Grabstätte von Dag Hammarskjöld
(1905-1961) war mir einen Umweg von fast 80 km wert...
... Dag Hammarskjöld war jener UN-General-Sekretär, der in der Zeit des kalten Krieges viele gefährliche Welt-Krisen befriedete
u.a. die Suez-Krise und den Volks-Aufstand in Ungarn....
...posthum wurde ihm 1961 der Friedens-Nobelpreis verliehen...
...auf dem Oberdeck traf ich Timm, einen BWL-Studenten aus München, der mit einem Motorroller zum Welt-Jugend
Festival nach Helsinki unterwegs war....
...von Norrtälja bis Turku-Suomi dauerte die 300 km lange Überfahrt ca. 8 Std.....
...im Hafen von Turku-Suomi
mußte Timm noch seinen
Motorroller dem Zoll
vorführen...
...zwei Stunden später hörte ich
endlich das Knattern seiner NSU-Lambretta hinter mir.
Timm bot mir an, mich bei ihm einzuhängen. In dieser für mich
hilfreichen Formation, hielten wir bis Helsinki durch...
...Christine und Kathrin,
die auch auf der Fähre nach Finnland waren, fuhren mit ihrem grauen 2 CV, offenbar
in Halikko an uns vorbei..
...gerade in dem Augenblick,
als Timm und ich einen Topf Haferbrei verdrückten...
...Jugendgruppe aus vielen Ländern, besonders aus dem sog. Ostblock, strömten singend durch die Strassen der Innenstadt....
...der länderübergreifenden
Verbrüderung konnte sich
niemand entziehen....
...die offizielle Weltjugend- Festival-Ansichtskarte
mit Sondermarken und
Sonderstempeln....
...das Ziel dieses Festivals
war ein eine gerechtere Welt,
ohne Krieg und ohne Unter-drückung der sog. Dritten Welt....
...Helsinki war grandios,
aber der viele Regen an diesem Tag, hatte meine Rennschuhe aus Ziegelleder irreparabel zerlegt....
...auch mein letzter Schlauch- reifen war am Ende. Mein
Reise-Budget geriet dadurch in
den tiefroten Bereich....
...erst am nächsten Morgen trafen wir Kathrin und Christine, auf den Stufen des Olympia-Stadion sitzend,
wieder....
...der Festival-Trubel in Helsinki fanden sie super-
toll. Genau das was sie erwartet hatten....
...als Gastgeber dieses
berauschenden, bisher nur in sozialistischen Ländern durchgeführten Welt- Jugend- Festivals erfuhr
Helsinki von allen Seiten
viel Lob...
...meine neuen Radlschuhe
und auch der neue Schlauch-
reifen war made in der DDR.
Ganz praktisch erlebte ich
dadurch, welcher Propaganda
wir auch im sog. Westen ausgesetzt waren. Wie fragwürdig die Doktrin des eisernen
Vorhangs war, da die unbelasteten jungen Menschen, keinerlei Berührungsängste
mit fremden Ländern und Kulturen haben...
...überall ist die Gastfreund-
schaft überwältigend, direkt von der Strasse aus werde ich eingeladen....
...zu Beeren, Kuchen und viel frisch gechlagener Schlag-sahne. Alle freuen sich mit dem
einsamen Radler aus Deutschland
....meine Tour führte mich
erst nach Lahti und dann
weiter nach Rovanniemi....
...vorbei an unzähligen Seen,
immer auf buckligen, ungeteerten Sandstrassen...
...Besucher sieht Mirko
eher selten, trotzdem war
sein Blick aufgeweckt
und positiv....
...Mirko hatte gerade ein
paar schnatternde Gänse hinter dem kleinen Stallgebäude gefüttert...
...im Dovre-Gebirge in
Norwegen war ich endgültig pleite....
...der Jugendherbergs-Vater
nahm mich nur unter der Bedingung auf, dass ich zwei Tage bei der anstehenden Erntearbeit mithalf....
...der Herbergsvater
ein ruhiger Mann nahm
mich ohne Bezahlung auf,
weil er für die Heuernte
eine Hilfe gut gebrauchen konnte...
...schon am nächsten Tag
ging es zur Hochalm hinauf.
Alle Nachbarn halfen mit.
In nur zwei Tagen war alles
erledigt und trocken in der
Scheune untergebracht...
...das Heuwenden machte
eine Menge Spass. Zur Be-lohnung gab es einen wunderbaren Wackel-Pudding...
...der Haupt-Erwerb lag
aber in der Pointer-Zucht,
wundervolle Vorsteh-Hunde die bei Treibjagden in England zum Einsatz kamen...
...in späteren Jahren führten
wir selbst 14 Jahre lang einen Viszla, der dem Pointer sehr nahe kam....
...eine unberührte Landschaft soweit das Auge reicht..
...es war ein Genuss in dieser
Stille zu radeln und zu träumen....
...die Sandstrasse über das
Dovre-Gebirge war wellig
und schwer zu radeln...
...nur wenige Autos fuhren
auf dieser Strecke. Ich fühlte mich wie in einem Niemands-land....
...in Laglo vor einem
Super-Market wartet
dieses liebe Geschwister-
Paar auf Ihr Mutter....
...sie wollten schon ganz
erwachsen sein. Sehr selbst-
bewußt stellten sie sich
für ein Photo zusammen....
...als ich den Aussenbereich
von Oslo erreichte, traf ich
auf den ewigen norwegischen
Langläufer aus Bronze in der weiten Holmenkollen-
Sport-Arena....
...vor dem Oslo-Rathaus
feierte man gerade eine grosse Hochzeit....
...die Brautleut und auch
die vielen Gäste waren alle
in der Tracht erschienen....
...am Clock-Tower im
Hafen von Oslo treffen sich die jungen Norweger
am liebsten....
...andere kommen hierher
um von der grossen Welt zu
träumen....
...Sissley (Sissi) traf ich
im Wikinger-Museum. Sie
sprach gut deutsch und
studierte Kunst und Malerei...
...zurück in Deutschland
erhielt ich von Ihr ein wunder-
volles Album, mit der innigen Widmung:
"Welch ein Zufall, dass wir
am gleichen Tag im Museum waren, aber seitdem liebe ich
Dich - Sissi"....
...das Original-Küchengeschirr
der Fram, dem legendären
Polar-Entdeckerschiff der
Jahrhundertwende.....
...man spürt förmlich die
damalige Zeit....
...über allem in Oslo stand für mich aber die Kontiki, mit der Thor Heyerdahl
und seine Mannen 1949 den Pazifik
bezwangen...
...eine Fahrt die zur Legende wurde,
viele nachkommende Forscher und
Entdecker inspirierte...