Warschau - Minsk - Moskau - St. Petersburg
...die Tour-Auswahl: Warschau - Moskau fanden viele meiner Freunde etwas ungewöhnlich...
...aber mich hatte diese Route, die im
WK II unfassbares Leid gesehen hatte, neugierig gemacht.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjet-Union, als individuelle Reisen in diese Region möglich wurden, über die
wir im Westen so wenig wussten, buchte ich ein Flugticket nach Warschau und startete von dort in Richtung Moskau (1.350 km) - meist untertützt von einem starken
Westwind.
Viele Menschen, denen ich entlang dieser schier endlosen Rollbahn begegnete, hatten ihre neue Freiheit noch nicht realisiert, regagierten immer noch scheu und verunsichert auf alles Neue und Fremde....
...mächtig und weithin
sichtbar das polnische Parlaments-Gebäude,
ein Geschenk der damals
mächtigen Sowjet-Union..
...angrenzend an den
Platz des Friedens, weit- läufige Parkanlagen für die kurze Erholung...
...in der historischen
Altstadt, Pferde-Drosch- ken, so wie in Wien oder Salzburg...
...offenbar gibt es noch Menschen die das Lang- same und Beschauliche lieben und schätzen...
...viele Schulklassen warteten an den Denk- mälern geduldig bis sie an der Reihe waren...
...ganz anders wie die
hierzulande, wo eine derartige Diziplin kaum
noch Anhänger hat...
...in Warschau (1,7 Mio.) kam es am 1. August 1944 ( WK II) zum bekannten
Warschauer Aufstand,
an dem die gesamte
Stadtbevölkerung beteiligt war. Fast 200.000 Men- schen kamen dabei ums Leben. Als Akt der Ver- geltung (Repressalie) sprengten die Deutschen danach die Mehrzahl der noch vorhandenen Gebäu- de auf dem linken Weich-sel-Ufer und auch weitgehend die Altstadt von Warschau.
Unglaublich die Aufbau-Leistung in den Jahren 1949-1955 durch die Warschauer Bevölkerung. Seither ist die wieder aufgebaute Stare Miasto (Altstadt) zurecht der Stolz aller Polen....
...motiviert und neugierig erreichte ich in Brest,
das Grenzgebiet zu Weiss-Russland...
...die Fahrt dorthin war
ohne Höhepunkte. Nur klapprige Überland-Busse überholten mich in regelmäßgien Abständen...
...zu den Feldern gelang- ten die Arbeiter mit dem Motorrad, dem Fahrrad und manchmal auch schon mit einem Auto...
...das wirkte besonders
frei und individualistisch....
...dieses landwirtschaft- liche Gehöft schaute ich mir näher an...
...früher sicher ein Kollektiv,
das den Menschen aus der Umgebung Arbeit gab -
an diesem Nachmittag
war aber noch ein einze- lner, alter Mann zu sehen....
...er freute sich über
die Beachtung und auch
darüber, dass er photo- graphiert wurde....
...stolz stellte er sich vor
seine Tieren, mit denen
er gut umging....
...an die Ruhe und Gelassenheit an diesem
Ort gewöhnte ich
mich schnell...
...Unterhaltungen wurden hier von keinem Zeit-Messer kontrolliert oder berechnet...
...hinter Cerniely verliess
ich das weitläufige Sumpf-Gebiet der Ronai.
...mein Ziel an diesem
Sonntag war der wichtige Verkehrs-Knotenpunkt Baranawitschy...
...zu jeder Datscha
gehört ein grosser Gemüsegarten....
...kein Öko-Lifestyle - sondern die Antwort auf eine vorherrschende Man-gelwirtschaft. Die Über-schüsse verkaufte
oder tauschte man auf den nahen Wochen-Märkten...
...das Zentrum von Baranawitschy wirkte an diesem Sonntag-Nach-mittag wie ausge-storben...
...nur die Tür von Natalia´s kleinen Lebensmittel-Magazins stand weit offen....
...am nächsten Tag
radelte ich auf einer
neu betonierten Super-Strasse, nach Minsk hinein....
...obwohl mein Visum diesen Abstecher nicht vorsah, wollte ich diese
2 Mio. Metrolole sehen,
die seit 1995, unter der autoritären Regierung von Alexander Lukaschenko eine wirtschaftliche Modernisierung begann und auch leidlich erfolgreich umsetzte.
Im WK II - in der sog. Kesselschlacht bei Minsk - Juni 1941 - wurde Minsk fast völlig zerstört. Vor dem Einmarsch der deutschen Truppen, befand sich in Minsk eine der größten jüdischen Gemeinden der Sowjetunion. Rund 30% der etwa 240.000 Bürger waren Juden. Nach der Befreiung durch die Sowjets - im Juli 1944 - zählte die Stadt nur noch 50.000 Einwohner.
Für den Widerstand während des Krieges wurde Minsk von den Sowjets der Ehrentitel einer "Heldenstadt" verliehen. Alle 13 Heldenstädte sind durch einen
Gedenkstein an der Kreml-Mauer präsent....
...an die Schlachten des WK II, um die strate- gisch wichtige Roll- bahn, zwischen Minsk und Moskau, wurde ich an vielen Orten erinnert.
...die Verluste der roten Armee, bei der Rück- eroberung der sog. Rollbahn waren gewaltig. 530.000 sowjetische Soldaten verloren bei den Kämpfen ihr Leben. Die
Schlachtfelder zwischen Orscha und Smolensk waren nach Stalingrad, das grösste Soldatengrab des zweiten Weltkriegs. Jahr für Jahr ziehen grosse Gruppen Angehöriger, im stillen Gedenken,
über die ehemals hart umkämpften Abschnitte.
Orscha am Dnjepr, schon immer eine wichtige Station zwischen Minsk nach Moskau. Hier kreuzt die Rollbahn auch die alte Route St. Petersburg nach Kiew. Orscha nennt man deshalb auch das Tor von Smolensk, die Landbrücke zwischen Dnjepr und Düna. Der Schwedenkönig Karl XII. kämpfte hier gegen die Kosaken und Napoleon entwischte in Orscha den nachfolgenden russischen Armeen.
...Menschen aller Alters-gruppen, versammelt
zu einem stillen Gebet...
...mitten in einer Wiese, genau dort, wo ihre Väter gefallen waren....
...zu Beginn des 1. Irak-Krieges (1989) und der Berichterstattung darüber, verbannten wir den Fernseher aus dem Wohnzimmer....
...zu enttäuscht waren war wir darüber,
dass Kriege - trotz der UNO-Charta von 1946 - wieder hoffähig und allgemein akzeptiert wurden. Meine Aufmerksam- keit lenkte ich fortan auf angenehmere Dinge, begann mich für Kunst zu interessierten, aber auch für die neuere deutsche Geschichte. Dadurch kam ich regelmässig mit Bildern des WK II in Kontakt. Als sich, nach Öffnung des eisernen Vorhanges die Möglichkeit ergab, die Menschen und Landschaften Ost- Europas selbst zu erkunden, tat ich es, mit dem Rad, ohne Privilegien.
In Augenhöhe mit den Menschen. Später auch mit dem Wohnmobil. Siehe auch: www.womotravel-europaweit.der
...zum 50. Jahrestag
wurde dieser Gedenk-Obilisken aufgestellt....
....als Mahnung gegen
Krieg und seine fürch- terlichen Folgen für
die Menschen....
...auf dem ehemaligen Schlacht-Feld, direkt neben mir, stand Iwanowitsch, ein Veteran der ehemaligen Sowjet-Armee, er wischte sich gerade den Schweiss von der Stirn, als er mir mit ernster Miene, ein leicht angebrann- tes Flugblatt von 1943 übergab, mit dem deutsche Soldaten zum Überlaufen aufgefordert wurden...
...viele von deutschen Soldaten - ab 1943 - hatten nur die Wahl zwischen Gefangenschaft, Krankheit und dem Soldaten-Tod....
...mein Onkel Willi, der Bruder meines Vaters, ist 1944 in Russland von einem
Stoßtrupp nicht zurückgekommen.
Meine Oma Otilie glaubte bis zuletzt,
dass ihr geliebter Willi, noch am Leben wäre....
...die weithin sichtbare grüne Auferstehungs-
Kathedrale von Slomensk (1677-1679)...
...Bischofsitz der Diozöse von Slomensk und Wjasma....
...der Dnjepr, der dritt-
grösste Strom Europas, verbindet den Norden
Russlands (durch das Schwarze Meer) mit dem Mittelmeer...
...sein Quellgebiet liegt
westlich von Moskau, nur 10 km von der Wasser- Scheide Ostsee-Schwar- zes Meer entfernt....
...im WK II sicherte der Dnjepr den deutschen Frontverlauf (von Nord nach Süd) ab. Am 26. August 1943 begann die grosse Schlacht am Dnjepr, sie dauerte bis zum 20. Dezember 1943, war die Fortsetzung der sowjetischen Sommer-Offensive, nach dem Scheitern des deutschen Unternehmens Zitadelle (Schlacht um Kursk), der grössten Land- schlacht des Zweiten Weltkrieges, der letzten deutschen Groß-Offensive an der Ost-Front....
...in der Kesselschlacht
Smolensk, vom 10.7. bis 10.9.1941, standen zwei sowjetische Armeen der Heeresgruppe Mitte gegenüber....
...der Einsatz auf der sowjetischen Seite:
1.253.000 Soldaten
20.640 Geschütze
1.436 Panzer, 1.000 Flugzeuge.
Auf deutscher Seite kamen 850.000 Soldaten, 8.800 Geschütze, 500 Panzer, 700 Flugzeuge zum Einsatz.
...die Verluste auf sowjetischer Seite: 760.000 Soldaten - (460.000 Tote / Vermisste und 274.000 Verwundete)...zu den deutschen Verlusten gibt es keine Angaben.
Erst aufgrund dieser Zahlen, wird das Ausmaß dieser Tragödie vorstellbar....
...etwas bedrückt radelte ich auf die Rollbahn zurück...
...am Morgen hatte es
geregnet, das dämpfte die Stimmung zusätzlich.
Riesige Pfützen durch- zogen lieblos die Strassen...
...am Ende der Strasse stand das Haus von Boris...
...ein altes, russisches Holzhaus, mit nur einem Wohnraum, indem drei Generationen, auf engs- tem Raum zusammen- lebten...
...nach einer Stunde radeln, sah ich erneut eine Gruppe Menschen durch die grünen
Wiesen stapfen...
...sie waren mit Militär-Fahrzeugen gekommen und hatten auch eine Musik-Kapelle....
...die Gedenk-Stehle
war etwas grösser als
die hinter Orscha....
...mit mir, einem Besucher
aus Deutschland, hatte
keiner der Teilnehmer
gerechnet...
...ernst und emotional war die Kranz-Nieder- legung am Gedenk-Stein...
...man gedachte posthum der vor mehr als 50 Jah- ren im Kampf gefallenen Väter und sonstigen
Verwandten..
...die Pioniere empfan- den die Gedenkfeier wie eine Geschichts-
Stunde...
...da grosse Schlachten
überall auf der Welt, auf
junge Menschen eine ganz besondere Wirkung ausüben....
...der Kommandant des Ehrenzuges erklärte mir den Ablauf der Gedenk-feier....
...ungeplant und spontan, durfte ich einen kurzen Blick in die russische Seele werfen.
Viele Dinge in Russland
betrachtete ich plötzlich
aus einer anderen Sicht. Der Krieg und seine furchtbaren Folgen, waren auf dem Land noch sehr real, prägten die Menschen und bestimmten ihr Handeln....
...Wjasma, die letzte
Verteidigungslinie der
Sowjets vor Moskau...
...der deutsche Vormarsch wurde hier von frischen sowjetischen Truppen aus
dem fernen Osten und dem früh einsetzenden Winter gestoppt....
...Brautpaare wählten dieses Denkmal, als ein Symbol unverbrüchlicher Treue bis zum Tod...
...die Jahreszahl 1941 -
das wichtigste Datum -
des sowjetisch, vaterländi- schen Widerstandes...
...in Wjasma, gegenüber der Herberge, stand fast unbeachtete ein Denkmal der Napoleonischen Grande Armee...
...auch sie marschierte über Minsk und Smolensk in Richtung Moskau.
610.000 Soldaten, von Hunger, Kälte und der Erschöpfung gezeichnet. Auf dem Rückzug wurde die Grande Armee immer wieder aus dem Rückhalt angegriffen und geschlagen, nur 23.000 Soldaten erreichten das westliche Ufer der Weichsel. Von den 30.000 Mann des bayerischen VI Korps kamen nur 68 kampffähige Soldaten zurück....
...die goldenen Zwiebeltürme glänzten in der Abendsonne, als Napoleons Soldaten, das Zentrum von Moskau einnahmen. Alles sah nach einem grossen Sieg aus. Plötzlich brach an vielen Stellen ein Feuer aus. Die russischen Vertei- diger hatten ihre eigene Hauptstadt in Brand gesteckt, um sie für die Grande Armee unbrauchbar zu machen...
...den Massen an Soldaten fehlte es dadurch an Unterkünften und Verpflegung. Der sicher geglaubte Sieg wurde zur bitteren Niederlage. Auf dem mehr als 1000 km langen Rückzug durch die Weiten Russlands, kam es zu einem militärischen Desaster ohne Gleichen.....
....auf den letzten 200 km
vor Moskau rollte es
wunderbar...
...ein kräftiger Westwind schob mich munter vor sich her....
...bisher von Pannen verschont, hatte ich hier gleich einen doppelten
Defekt...
...auffällig packte ich am Rande der Rollbahn
meine Radl-Werkstatt aus....
...die Schaschlik´s in den einfachen Imbiss-Contai- nern waren immer reich- lich und gut..
...der von Helena und
ihren zwei Söhnen ganz
besonders....
...auf den Hügeln vor Moskau zogen dunkle Regen-Wolken auf....
...unten, in der Ebene war bereits die Moskau zu sehen....
...an der Stadtgrenze der
1995 fertiggestellten
Sieges.Park. Ein Gesamt-Denkmal aller im WK II Gefallenen und Vermissten...
Unübersehbar die 142 m hohe Siegessäule, mit dem Friedens-Engel an der Spitze, durch den der Siegespark, das
beliebteste Ausflugsziel der Moskauer, zu einem Symbol des Friedens wurde...
...eine orthodoxe Kirche,
eine Moschee und eine
Synagoge stehen für ein
tolerantes Miteinander...
...im Zentralen Museum des grossen patriotischen Krie- ges ist die zeitgeschichtliche Entwicklung und deren Irrtümer aufgezeichnet
Eltern die mit ihren Kinder hierher kommen werden beeindruckend und verständlich auf die Folgen von Krieg, Zerstörung und Vertreibung hingewiesen. In den
westlichen
Ländern hat man eine derartige Auseinandersetzung weitgehend ausgeblendet....
...Ivanowitsch war stolz auf seine bunten Orden,
aus vielen grossen
Schlachten...
...er fühlte sich nicht als Angreifer, sondern mehr als hartnäckiger Vertei- diger seines Vaterlandes...
...dem Sieges-Park
angeschlossen war ein
gut sortiertes Kriegs-
Museum...
...indem die bekanntesten
Waffen-Systeme der Kriegs-
Parteien besichtigt werden
konnten....
...endlich geschafft,
ich hatte Moskau wohl- behalten und aus eigener Kraft erreicht...
...spannend war auf dieser Rad-Tour jede einzelne Stunde...
...die Erlöser Kirche -
1932 - von Josef Stalin
aus ideologischen
Gründen zerstört....
...von Wladimir Putin wieder aufgebaut.
Nach Fertigstellung im Jahr 2000 wird es das weltgrösste und höchste Gotteshaus der ortho- doxen Kirche sein...
...Michail, zu Sowjet-Zei- ten ein Spion, erzählte freimütig von Afrika und Kuba...
...schwärmte begeistert auch von der vergangenen grossen Sowjet-Zeit....
...die bunten Zwiebeltürme der Basilius-Kathedrale gelten als die Vollendung der russischen Zwiebelturm-Architektur. Für den an westeuroäischen Stilelementen geschulten Betrachter, ist das Alter der Basilius Kathedrale nur schwer einzuschätzen. Nichts erinnert an die gewohnten Formen der Romanik, Gotik oder Barock.
1552 wurde mit dem Bau begonnen, der berühmte Zar Ivan IV - auch der Schreckliche genannt - förderte diesen aussergewöhnlichen Kirchenbau als sein persönliches Vermächtnis. Der Legende nach, liess Zar Ivan IV nach der Bau- Vollendung, dem verantwortlichen Architekten die Augen ausstechen, damit dieser nicht noch einmal, eine derart gelungene Kirche errichten konnte....
...der Moskauer Kreml,
der älteste Teil der russischen Hauptstadt
ist auch heute noch der Mittelpunkt....
...die aus dem Mittelalter stammende Burg an der
Moskwa, wurde Ende des 15. Jhd. von den Roma- nows, als Zitadelle
neu errichtet....
...dieses Photo vor der wunderschönen Basilius-Kathedrale versandte ich als Postkarte!
...weithin sichtbar das
Reiter-Denkmal von
Marschal Schukow...
...dem erfolgreichen Verteidiger in der Schlacht um Moskau und Sieger in den entscheidenden WK II Schlachten von Stalingrad und Berlin....
...manche Bilder und Bild-Texte wirken vielleicht befremdlich...
...zuviel Kriegs-Palaver,
aber auf den Ergebnissen des WK II basiert unsere Gegenwart und auch unsere Zukunft.
Deshalb sollte man etwas davon wissen...
...allein auf dem roten Platz...
unzählige Paraden und Demonstrationen hat dieser Platz schon gesehen. Martialische Bilder gingen von hier in die weite Welt hinaus.
...aufgrund eines heranziehenden Gewitters, leerte sich der Platz innerhalb weniger Minuten. Einen Augenblick lang war ich mit der Weltgeschichte allein.
Statt Panzer und Raketen, schob ich mein Rad seelenruhig zur Basilius-Kathedrale hinüber, zu einem der schönsten Bauwerke der
Welt.
...auf der rechten Seite der Kreml-Mauer waren
die 13 Denkmal-Säulen der sowjetischen Hel- denstädte postiert...
...Im Pflaster eingelassen ein goldener Stern, zur Erinnerung an den unbe- kannten Soldaten, stell- vertretend für
8,6 Millionen gefallene Sowjet-Soldaten....
...vor dem Mahnmählern
verneigten sich die
vorbeigehenden Menschen..
....der Respekt und die Erinnerung an die Ver- gangenheit war allgegen- wärtig...
...einen Steinwurf vom
Kreml entfernt, GUM das
grösste Kaufhaus
Russland´s.....
...die Läden waren voll
mit westlichen Waren,
nur beim beim Geldwech- seln waren die alten, mißtrauischen Strukturen der Sowjet-Zeit zu spüren.
...vor dem Kaufhaus GUM traf sich die junge Elite in dunklen, schlecht sitzenden Business-Anzügen zum small-talk..
...aus ihrer Sicht hatte
gerade eine neue Zeit,
mit unbegrenzten Möglichkeiten begonnen...
...in der Zeit der Sowjet- Union hiess diese Stadt Leningrad - seit 1991 wieder St. Petersburg...
...St. Petersburg, die
nördlichste Millionen-Stadt
der Welt, ist auch für seine weissen Nächte in der Mittsommerzeit bekannt.
...die Innenstadt mit 2.300 Palästen, Prunkbauten und Schlössern ist Weltkulturerbe der UNESCO, wird diesbezüglich nur von Venedig übertroffen.....
...Strassenmusik
bringt immer etwas
ein, besonders wenn
sie gut und extra klingt....
...die Kunst in Russland,
in der klassischen Musik und in der modernen Malerei hat einen hohen Stellen-wert....
...ein Musik-Ständchen, mit
Blick auf den Gribojedow-
Kanal....
...viele versuchten sich mit
etwas Individuellen über
den Tag zu retten. Die Musiker hatten es noch am besten....
...ein Kulisse in der man
sich gross und wichtig fühlt, wo man sich gerne mit seinen Freunden
trifft..
...es ist auch toll von westlichen Touristen wahr- genommen und photo-
graphiert zu werden...
...was kann ein deutscher Radler schon über den berühmt-berüchtigten Rasputin schreiben,
der in Russland immer noch sehr populär ist....
Grigori Jefimowitsch Rasputin geb. 1869 - ermordert 1916
wurde als Bauer im fernen Sibirien geboren. Als Angehöriger der flagellantischen Khlisti-Sekte wanderte er durch die
Weiten Russlands bis nach St. Petersburg. Dort stieg er trotz seines niedrigen Standes, zum Berater der Zaren-familie auf, da er die chronischen Schmerzen des Zaren-Sohn´s Alexis, der an einer unheilbaren Bluter-Krankheit litt, zu lindern verstand. Nur Wenige konnten sich
dem "Magnethismus seiner animali- schen Anziehungskraft" entziehen. Rasputin warnte Zar Nikolaus II, gegen seinen Cousin, dem deutschen
Kaiser Wilhelm II,in den Krieg (WK I) zu ziehen.
Als sich die russische Niederlage, nach der verlorenen Schlacht bei Tannenberg abzeichnete, drängte Rasputin den Zaren erneut zu einem schnellen Waffenstillstand
mit dem Deutschen Reich. Das war aber nicht im Sinne derer, die an der Weiterführung des Krieges interessiert waren, von diesen Kreisen wurde Zar Nikolaus II
ultimativ zur Aufrechterhaltung der zweiten Front vergattert.
In seinem Testament prophezeite Rasputin deshalb, dass nach seinem gewalt- samen Tod, die 500-jährige Romanow-Dynastie zusammenbrechen werde.
...am 20. Dezember 1916 lockten die gedungenen Verschwörer Jussupow und Purisch-kewitsch, Rasputin in eine Falle.
Mehrmals schossen sie auf ihn, verletzten ihn aber nur schwer. Weitere Schüsse gab der Großfürst Dmitrij ab, die aber auch nicht tödlich waren. Umstände durch die
Rasputin beim gemeinen Volk, zu einem unzerstörbaren Heiligen erhoben wurde
Den noch lebenden Rasputin warfen die Verschwörer damals in die eisigen Fluten der Newa, in der Rasputin unwürdig und jämmerlich ertrank...
Anmerkung:
...im folgenden Jahr, am Abend des 25. Okt. 1917 feuerte die Bug-Kanone des Panzer-Kreuzers Aurora einen Schuss ab, als vereinbartes Signal, für die Erstürmung des
kaiserlichen Winter-Palastes.
Das war der Beginn der Oktober-Revolution und das Ende der bis dahin
bestehenden Doppel-Herrschaft aus sozial-liberalen Kräften und den Sowjets....
...am 17. Juli 1918 erschoss man, um alle direkten und indirekten Ansprüche auszulöschen, Zar Nikolaus II - und seine Familie, im streng bewachten Exil in Jekaterinburg.
...die Vorhersagen Rasputins, hatten sich dadurch auf grausame Weise erfüllt.....
...St. Petersburg wurde 1703 von
Zar Peter dem Grossen im sumpfigen Mündungsgebiet der Newa gegründet, um den Anspruch Russlands auf den Zugang zur Ostssee durchzusetzen, die damals durch die Hansestädte ein euro- päisches Handels-Zentrum war....
...über 200 Jahre lang trug sie den
heutigen Namen. 1924 wurde Sie zu Ehren von Lenin, dem Gründer der Sowjet-Union in Leningrad umgenannt. Im 18. und 19. Jhd. war St. Petersburg, die Hauptstadt des russischen Kaiserreiches und europaweit ein führendes Kultur-Zentrum, in dem die höheren Gesellschaftsschich- ten vornehmlich französisch sprachen.
...wegen der Vorherrschaft im Schwarzen Meer kam es 1853-1856 zum Krim-Krieg zwischen England, Frankreich der Türkei und Russland, der insgesamt 800.000 Menschenleben forderte. Ein epochales Panoramabild - 115m lang und 17 m hoch -
von Franz Roubaud und seinen Mitarbeitern zwischen 1901-1904 gemalt, zeigt real das damalige Schlachtgeschehen. 1911 konnten wir es auf unserer Womo-Tour um´ Schwarze Meer besichtigen. Wir waren beeindruckt.
...die prunkvolle Ausstattung von St. Petersburg, sowie der langjährige Krim-Krieg engten den finanziellen Spielraum des Zarenreiches immer mehr ein. Wichtige Strukturmaßnahmen in den Städten und auf dem Land unterblieben, die Stimmung im Volk begann zu kriseln. Diese Situaition erkannten die Amerikaner und machten dem
russischen Zaren Niikolaus I ein scheinbar verlockendes Angebot.
Das Jahrhundert-Geschäft der USA
...mit diesem Scheck über 7,2 Mio
Dollar, erwarben die Amerikaner
von den Russen "Alaska"...
ein Traum-Geschäft für die USA,
die das Hundertfache des Kauf- preises wieder hereinholte.....
...im 19. Jhd. befand sich das damals russische Alaska im Zentrum des internationalen Handels. In seiner Hauptstadt Nowoarchangelsk, heute Sitka, handelten die Chinesen mit Stoffen, Tee und sogar mit Eis, an dem der Süden der USA, bis zur Erfindung des Kühlschrankes grossen Bedarf hatte. In Alaska wurden Schiffe und Fabriken gebaut und auch Kohle gefördert. Auch die vielen Goldlagerstätten waren bekannt, warum also trennte sich
Russland von einem derartigen Filetstück?
...oberster Regent des russischen Alaska war der umsichtige und talentierte Kaufmann Alexander Baranow. Er liess Schulen und Strassen bauen. Als Baranow sich im hohen Alter (84) von den Geschäften zurückzog, trat Kapitänleutnant Gagemeister und seine Mitarbeiter dessen Nachfolge an. Die neuen, gierigen Herren liessen sich astronomisch hohe Gehälter auszahlen, damit dieses nicht auffiel, halbierten sie die Ankauf-Preise der einheimischen Pelz-Jäger.
Die Folgen waren katastrophal, in den folgenden zwanzig Jahren schlachteten die
Inuits und Alueten fast sämtliche Meerottern ab, beraubten damit Alaska seiner
wichtigsten Einnahme-Quelle. Es kam zu Aufständen, die bis dahin aufgebauten Strukturen drohten zu kollabieren.....
Just zu dieser Zeit begann der Krim-Krieg....
Russlang befürchtete wegen der Krim-Blockade, auch eine Blockade gegen Alaska.
Kurz entschlossen entsandte Russland Baron Eduard von Stoeckl nach Washington,
der im Namen des Zaren, die Verhandlungen mit dem Aussenminister der USA
William H. Seward, führte.
Am 30. März 1867 wurde in Washington der Vertrag über den Verkauf von 1,5 Mio
Hektar russischen Bodens für 7,2 Millionen US-Dollar an Amerika unterzeichnet.
...1896 setzte in Alaska der Klondike-Goldrausch ein, der den Vereinigten Staaten von
Amerika viele Millionen US-Dollars an Einnahmen bescherte.
Russland an einer Zeitenwende
...der Panzerkreuzer Aurora
machte Weltgeschichte,
weil seine Bug-Kanone,
am 25. Oktober 1917, das Signal
für die Oktober-Revolution gab....
...tausende von Rotgardisten stürmten
daraufhin den Winterpalast. Nach einem erbitterten Kampf eroberten sie den Winter-Palast, sicherten dadurch den ersten Sieg der bolschewitischen Revolution. Keine kommunistische Legende hat sich hartnäckiger gehalten, als diese vom
"Sturm auf das kaiserliche Winterpalais"....
...weiter möchte ich in umfängliche Geschichte dieser Zeit nicht einsteigen,
da sie wirklich sehr vielschichtig ist.
Erinnern möchte ich an dieser Stelle nur an das Film-Epos von Boris Pasternak:
"Dr. Schiwago" indem ausführlich die Zeit der Revolution und unerbittliche Kampf zwischen den Roten und den Weissen abgehandelt wird....
...das Revolutions-Epos (Film)
"Dr. Schiwago" von Boris Pasternak
schilderte in bewegender Form
die Widersprüche und die
Grausamkeiten der Oktober-Revolution....
...als Zuschauer war man eingebunden in den
unsäglichen Schmerz einer Unfreiheit,
die sich durch die Revolutions-Wirren
ergaben....
...die grosse Weltgeschichte
so im Blick zu haben,
ist schon etwas ganz Besonderes....
...wie ein Mosaik fügen
sich mit der Zeit die Dinge
die man gesehen und erlebt hat zusammen....
...zum Ausklang meiner
Russland-Tour radelte ich
noch zur finnischen Grenze hinaus...
...das Grenzgebiet war dünn besiedelt aber überall traf
ich freundliche Menschen....
...auf meinen Reisen
sind für mich die Kinder ein Spiegelbild der Verhältnisse...
...was in unseren
Augen arm erscheint,
geniessen sie mit
grossem Selbstbewußt-sein....
...gestoppt von einer
tiefen Wasser-Fuhrt...
...von hier radelte ich wieder nach nach St. Petersburg zurück...
...am äussersten Stadtrand
sah ich dann diese bunten
Busse...
...wieder einmal hatte mich ein kurzer Regenschauer zum Stehen gebracht...
...stolz präsentierten sich
die jungen Matrosen mit
ihren Bräuten....
...wegen der Coca-Cola und Marlboro-Werbung überall
fühlte sich die jungen
Menschen schon fast wie
im Westen....
...die Blumenverkäuferin
bereitete sich auf das
Wochenende vor...
...Blumen sind in Russland ein besonderes Zeichen
der Freundschaft und Liebe...
...in der Zeit von 1991 bis 1996,
nach Auflösung der Sowjetunion brach die industrielle Produktion in Russland, um mehr als 40 % ein.
Boris Jelzin, der erste demokratisch gewählte Präsident Russlands machte sich durch seine Trink-Eskapaten zur leichten Beute nationaler Oligarchen und internationer Konzerne.
Ein von den USA arrangierter IWF-Kredit sorgte 1997 für eine kurzeitige Konsum-Belebung, die den US-Konzernen (Coca-Cola,
Marlboro u.a.) riesige Profite bescherte, in Russland aber kaum Positives bewirkte.
Russische Energie-Aktien stiegen in der Jelzin-Ära auf immer neue Höchststände,
viele der ehemals staatlichen Rohstoff-Zentren, wurden wegen des riesigen Staats-Defizits privatisiert bzw. an Meist-Bietende verschleudert.
1998 - ein Jahr nach meiner Rad-Tour - geriet Russland erneut in eine tiefe Rezession. Den Staats-Kollaps vor
Augen ernannte Jelzin den bis dahin unbekannten Wladimir Putin zu seinem Nachfolger, einen ehemaligen Geheimdienst-Offizier,
zuletzt Bürgermeister in St. Petersburg.
Auf dieser Reise begann ich zu verstehen, dass Russland ein integraler Teil Europas ist, geopolitisch,
kulturell und wirtschaftlich, was aber in den heimischen Medien, gesteuert durch die USA, so nicht dargestellt
wird.
Mein nächstes Reise-Ziel ist der ferne Osten von Russland.
Der smaragdgrüne Baikal-See, wo die weiten Steppen der Mongolei ganz nah
sind.....
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