20. > radeln-weltweit< Tour: Lhasa - Kathmandu (1.200 km)
....zum Abschied schrieb mir Tenzin, ein liebenswürdiger Novize im Kloster Sera, tibetische Reise-Wünsche in mein Tagebuch...
...am 12. Tour-Tag war es soweit.
von Lhasa aus radelten wir in südlicher Richtung bis Kyitshu am Bhramaputra, unserem ersten Tagesziel.
Da die gesamte Truppe von Ehrgeiz fast platzte entschied man sich am Nach-mittag auch noch den Kampala-Pass
(35 km) anzugreifen.....
...der seit uralten Zeiten die tibetischen Zentren - Lhasa, Gyantse und Shigatse - miteinander verbindet. Der
Blick von der Passhöhe aus, hinunter zum heiligen, türkisfarbenen Yamdrok Seedrock-See war wirklich überwältigend.
...die Tibeter arbeiten
noch mit einfachen
Holz-Plügen...
...ihre Yaks schmücken
sie, um "innere" Dank-barkeit auszudrücken...
...der vor uns liegende Aufstieg auf 4.790 m ist etwa 35 km lang.
Derartiges schafften in dieser Höhe vor uns mit dem Rad, nur ein paar wenige, extrem eingestellte Radpioniere...
...die Serpentinen zogen sich endlos. Die Luft wird mit jedem Höhenmeter dünner...
...der Flötenklang der Hirten, der allgegenwärtig durch die weiten Berg-Schluchten schallt, trägt kaum noch zur Aufmunterung bei....
...nach Erreichen der Schneegrenze frischte die Temperatur etwas auf.
Meine letzten Reserven mobilisierend erreichte ich die Pass-Höhe....
...zum Dank an die Götter lege auch ich dort Steine auf die kleinen Steinmännchen,
die von den Tibetern "Lhartse" genannt werden. An Seilen befestigt wehten darüber unzählige, bunte Gebetsfahnen im böigen Wind....
...der Gipfelblick von der Pass-Höhe, in Richtung Süden, zählt zu den schönsten in Tibet. Der riesige Yamdrok-See glänzte im späten Nachmittags-Licht - wie ein geheimnisvoller kostbarer Smaragd-Edelstein....
...die Anstrengungen der letzten Stunden waren wie weggeblasen...
...Blick auf den
smaragd-grünen
Yamdrok-See...
...einer der drei
heiligen Seen Tibets...
...die Zelte hatten die
Sherpa am See-Ufer,
nahe einer kleinen
Siedlung aufgestellt...
...zum Abend-Essen
gab es ein leckeres
Lammsteak, Gemüse
und Früchte...
...für das leibliches Wohl
war bestens gesorgt....
...am südlichen Ende
des Yamdrok-Sees,
bogen wir ab zum
5.020 m hohen
Karo-la-Pass...
...es war ganz schön frisch
an diesem Morgen....
...der Yamdrok-See...
einer der drei heiligen
Seen Tibets....
...weit im Süden die
mächtige Eis-Pyramide
des "Nayum Kang"....
...hinter dem
Karo-la-Pass wälzte
sich ein mächtiger
Gletscher....
...durch einen breiten
Felsenknick...
...die Hirten und und Nomaden - waren der einzige Schmuck dieser öden und kahlen
Bergwelt, deren Lebens-Bedingungen uns fremd bleiben mußte, weil wir viel zu
schnell unterwegs waren.....
...wir radeln durch wildromantische Flusstäler...
...kleine Bäche müssen in einem Stück durchfahren werden.
...originell waren auch die Telefonmasten entlang der schnurgeraden Landstrasse.
Massiv gemauert aus Lehmziegeln wirkten sie wie naive Plastiken,
die sehr passend und stilvoll die ansonsten schmucklose Umgebung dekorieren...
...vor uns eine weite, braune Ebene, die plötzlich, links und rechts der Strasse,
von schattenspendende Weidenbäumchen gesäumt
wird....
...das legendäre Gyantse konnte nicht mehr weit sein...
...die vierstöckige Kumbum-Stupa mit
der goldenen Kuppel und den riesigen, schwarzen Augen war schon von Weitem zu sehen....
...die Wirren der Kultur-Revolution hinter-
liessen in Gyantse besonders schreck-liche Wunden und Lücken...
...von den ehemals 100 Klöstern wurden bis auf Vier alle zerstört, gebrandschatzt oder zerhackt...
...die frühere Altstadt gab es nicht mehr...an ihrer Stelle befindet sich heute
eine gepflasterte Promenade, konzipiert um grosse Aufmärsche vorbeiziehen zu lassen. Die aufgebauten Stadt-Häuser sind zwar im tibetischen Stil errichtet, es fehlt ihnen aber die Ausstrahlung des echt tibetischen...
...Individualität ist im neuen China-Tibet nicht mehr erwünscht.
Alles wirkt überschaubar, muss gut zu kontrollieren..
...erst auf der Weiterfahrt, ein paar Kilometer ausserhalb von Gyantse, war die
großartige Gesamt-Anlage des früheren Gyantse und der noch vorhandenen Bauwerke zu erkennen...
...Zeichen einer Baukunst und eines Gestaltungswillen, wie sie nur eine jahrhundertelange "Hoch-Kultur" hervorzubringen imstande ist...
...bis zur Vollkommenheit
entwickelten die tibeti-schen Baumeister unterstützt von be-gabten Mönchen die Ausrichtung ihrer Bauwerke....
...die sie harmonisch in die natürliche Umgebung, eines Hügels oder Berghang einfügten....
...die endlosen Land-strassen in 4.000 m Höhe können auch richtig "weh tun"..
...obwohl jeder Tritt von einer schmerzlindernden Euphorie begleitet wurde...
...die Nachmittags-
Etappe nach Shigatse
hatte es dann aber in sich...
...80 km lang wurde um den Tages- Sieg gekämpft....
Ich blieb zurück, liess mich vor Shigatse von einem jungen tibeti- schen Radler begleiten.
...Shigatse, wurde durch
die Kulturrevolution um
ihre "Dzong" ärmer....
...ehemals eine eine der
prächtigsten Burgen Tibets.
Majestätisch beherrschte
sie das Bild des gesamten
Tals...
...die Zeichnungen von
Sven Hedin - der nie nach
Lhasa kam - zeigen dies
beeindruckend.
...unvorstellbar, dass Verwüstungen derartigen Ausmaßes, in unserer Zeit
noch möglich waren...aber die Geschichte der Menschheit bestätigt das immer wieder...
...zwischenzeitlich wurde die Dzong von den Chinesen - im Original-Stil - wieder aufgebaut...heute ein begehrtes Photo-Highlight der Touristen...
...das Kloster Tashilunpo, Sitz des Panchen Lama und heilige Stätte des buddhistischen Glaubens, entging seinerzeit der Zerstörung....
...umgeben von einer fremden Ideolgie, beherbergt dieses Kloster heute schon
wieder 600 Mönche. Vor 1959 waren es noch über 3.700....
...in Tashihunpo findet im Juli/August jeden Jahres das Sunning Festival statt,
dabei werden drei Tage lang - 3 Buddhas gezeigt: einer für die Vergangenheit,
einer für die Gegenwart und einer für die Zukunft....
...Anhänger des tibetischen Buddhismus aus der ganzen Welt, treffen sich in dieser Zeit hier - zu einer gemeinsamen Anbetung...
...auf den Märkten
feilschten die
Tibeterinen
in freundlicher Form....
...aber ihre Präsenz -
gegenüber den neu an-
gesiedelten Han-Chinesen
wird immer schwächer...
...die typisch tibetischen
Fenster-Schabraken...
...eine fröhliche Deko und
ein Schutz gegen die grelle,
tiefstehende Sonne des
tibetischen Hochlandes...
...der Ruhetag in Shigatse
tat unendlich gut...
...der montone Gesang
einer jungen Tibeterin,
die auf dem Hof Getreide
durch ein Sieb schaufelte,
war eine wundervolle
Schlaf-Musik...
...wir radelten weiter in Richtung Shegar...
...begleitet von einer "angenehmen" Höhen-Euphorie...
...irgendwo unterwegs war für einige Fahrstunden die Strasse etwas fester.
Den Wind hatten wir im Rücken. So radelten wir schneller als dies normalerweise auf den weichen, tiefsandigen Pisten möglich war...
...durch das höhere Tempo war die Wirkung einer Höhen-Euphorie deutlicher zu spüren, ein angenehmes Gefühl der Schwerelosigkeit und des Schwebens...
...leider - viel zu schnell - holte uns ein schlechteres Strassenstück wieder in die Realität "irdischer Anstrengungen" zurück....
...auf den Felder wurde
gerade das Getreide
gedroschen....
...das Stroh gebündelt
und sorgfältig auf den
Haus-Dächern gestapelt...
An diesem Lagerplatz radelte ich tatsächlich vorbei. Erst am nächsten Anstieg,
hielt mich ein wild gestikulierender Tibeter auf. Offenbar hatte mich meine
Euphorie in eine höhere Ebene entführt. Das Hallo im Lager war dann aber sehr gross, besonders die Kinder hatten einen Riesenspass mit mir.
...am Tag der sog. Königs-Etappe -
standen gleich zwei
Pässe auf dem Programm....
...am Vormittag einer mit einer Höhe von
4.500 m und am Nach-
mittag der "höchste Paß-
übergang", 5.220 m hoch
und 22 km lang....
...die Mittags-Pause wurde von allen sehr ausgiebig wahrgenommen.
...die orangefarbene PVC-Folie, ein jeden Mittag auf dem Boden ausgebreitetes "Tischtuch"
war voll belegt mit Schinken, Eiern, Käse, Wurst und Energie-Drinks...
...jeder tankte Kraft für den sportlichen Höhepunkt dieser Tour....
...anfangs führte die Paßstrasse durch eine wildzerklüftete Gebirgsschlucht,
steil und schroff die Felsen an beiden Seiten. Danach erreichten wir ein steiniges Hochtal, durch das sich ruhig und breit ein Bach schlängelte.
...auf einem vorgelagerten Schuttkegel stand ein kleine Siedlung - die Häuser mit den typisch tibetanischen Flachdächern, auf denen kunstvoll gebündelt der zusammengetragene Brennholzvorrat für den Winter aufgeschichtet war...
...überall wehten bunte Gebetsfahnen. Sie signalisierten ein zufriedenes Leben,
inmitten größter Berg-Einsamkeit....
...zwei Stunden radelten wir nun schon aufwärts. Zum Paßübergang waren es noch 7 Kilometer oder rund 250 m Höhenmeter.... das radeln in der Höhe von über 5.000 m wurde immer anstrengender. Jede Unterbrechung des ruhig ziehenden Atems wurde zum Fiasko....
...die Landschaft wurde immer stiller....
...hinter den dunkelbraunen Silouetten der
Pass-Berge, stiegen langsam die weissen
Spitzen der Siebentausender auf -
sie wurden immer mächtiger,
je höher wir kamen...
...den höchsten
Berg der Welt im Blick...
den Mount Everest
8.878 m hoch...
...die Ebene von Tingri
sollte uns den Mt. Everest
ins Blickfeld bringen....
...stattdessen kam uns
von Nordhängen des
Himalayas ein druckvoller
Fall-Wind entgegen
...der sich am frühen Nachmittag einstellte
und mit jeder Stunde stärker wurde... mit den kleinsten Berggängen kämpften wir dagegen an....eng zusammen gepresst, wie eine riesige Bienenwabe, versuchten wir uns gegenseitig vor den harten Wind-Attaken zu schützen...
...nur im Schritt-Tempo kamen wir voran..
Im Camp warteten bereits besorgt die Sherpas auf uns.
Umso herzlicher war dann das Hallo, als wir endlich, kurz vor der Dämmerung, völlig erschöpft im Camp eintrafen...besonders gut schmeckte der Willkommens-Tee
nach dieser harten und unerwarteten Super-Anstrengung.
...ein Jugendtraum
ging in Erfüllung...
...vor dem dem
höchsten Berg der Welt....
...die Zelte hatten an
diesem Abend Blickrich-
tung zum Mt. Everest.
...diese Zeltnacht am
Fusse des Mt. Everest
war unglaublich schön...
...der tiefschwarze, unendliche Himmel über uns, durchzogen mit dem hellleuchtenden Band der westwärts wandernden Milchstrasse. Nirgendwo ein störendes Gegenlicht...der Himmel schien hier näher als sonst wo auf der Welt....
...nach einem fürstlichen
Frühstück mit Müsli und
frischer Yak-Milch...
...standen 70 km flache
Kilometer am Vormittag
und nachmittags der
Tungla-Pass - 4.960 m
auf dem Programm....
...langsam wurden die
Strapazen zur Routine.
Die Aufstiege bereiteten
immer weniger Schwierig-
keiten. Die Freude am "Oben ankommen" war bereits deutlich stärker, als die Strapazen, die vor jedem Gelingen steht....
...unsere Zelte standen an diesem Abend nochmals in einer Höhe von 4.700 m
...zum letztenmal in Tibet.....
...talwärts kamen Hirten bei jedem Photostop
an die Strasse heran. Interessiert studierten sie unsere Räder und unsere sonstigen Ausrüstungsgegenstände. Trotz ihrer Einfachheit wirkten sie selbstbewußt und stark.
Man erkannte in ihnen einen Teil dieser rauhen Landschaft Tibets wieder,
die nur "Echtes zuzulassen" schien. Ruhig und gelassen leben diese Menschen
hier seit Jahrhunderten in einer für uns unvorstellbaren Bedürfnislosigkeit.
Aber ab jetzt, nur noch solange, bis die Bilder die wir ihnen vorsetzen, eine unstillbare Sehnsucht nach "Dingen" entstehen läßt, die ihnen das wichtigste nimmt
was sie immer hatten - nämlich die Zufriedenheit mit ihrem Leben in Tibet.....
...noch ein Pass -
danach die längste
Abfahrt der Welt....
...bei minus 20 Grad
mussten wir aufs Rad.
Nacheinander radelten
wir stumm los....
...im Gegenlicht der noch
tiefstehenden Sonne -
in 5.000 m Höhe...
...hinter Nyalam, inmitten der wild-
romantischen
Kos-Schlucht...
...fühlten wir uns fast
schon wie zuhause...
...ein paar hundert
Höhenmeter tiefer,
begann die subtropische
Vegetation Nepals...
...am Ende dieser
aussergewöhlichen
Bike-Tour....
...die gesamte Strecke
mit dem Bike geschafft
das war schon was...
...die Strasse sorgte
immer wieder für
Überraschungen...
...für die Einheimischen
ein permanentes
Arbeits-Beschaffungs-
Programm...
...in Grenznähe zu Nepal
glich die sog. Friedens-
Strasse nur noch einem
wüsten Steinbruch....
...uns Bikern wurde noch-
mals alles abverlangt...
...in einer engen Kurve,
direkt vor uns, war ein
LKW in die Tiefe gestürzt...
...umso glücklicher waren
wir, dass alle aus unserer Gruppe, Kodari sturzfrei erreichten...das Glück war mit uns auf dieser abenteuerlichen Reise. Noch völlig ausser Atem schauten wir alle zurück, die endlose Kos-Schlucht hinauf....
...ganz oben im letzten Sonnenlicht, blitzte wie zum Abschied ein Fleckchen Tibet auf. Ein letztesmal...ein Traum ging zu Ende,
die Erde hatte uns wieder.....!
...das subtropische
Klima in Nepal....
...empfanden wir spontan
als unangenehm, so sehr
waren waren wir bereits an
die dünne und trockene
Höhenluft Tibets
angepaßt...
...am Grenzort Kodari
sah man viele Jugendliche...
...sie alle warteten auf
alle Arbeit...
...für den Gegenwert einer
Coca-Cola - trugen sie zwei
Stunden lang, schwerste
Lasten über die schmalen
Berg-Pfade....
...die MTB--Tour über 5.000 m hohe Himalaya-Pässe war sportlich eine
Herausforderung, aber auch der Abschied von der gerade "vergehenden Hochkultur Tibets". Das berührte mich mehr.
...in Kathmandu erlebten wir das 10-tägige "Dasain-Fest" -
den Jahres-Höhepunkt der Nepali...
wenn Du davon mehr sehen willst
gehe zurück auf Teil 1: ....